1. Einführung
Es gibt verschiedene Linux‑Distributionen, die jeweils mit unterschiedlichen Merkmalen und Zwecken entwickelt wurden. Unter ihnen sind Ubuntu und CentOS zwei repräsentative Distributionen, die in einer Vielzahl von Umgebungen – von allgemeinen Anwendern bis hin zu unternehmensweiten Server‑Operationen – weit verbreitet sind. Da sie jedoch in Bezug auf Anwendungsfälle und Funktionen erheblich voneinander abweichen, fällt es vielen Nutzern schwer, zu entscheiden, welche die richtige Wahl ist.
Dieser Artikel erklärt die grundlegenden Unterschiede zwischen Ubuntu und CentOS, hebt die jeweiligen Besonderheiten jeder Distribution hervor und gibt Hinweise dazu, wie man basierend auf konkreten Bedürfnissen die passende Variante auswählt. Am Ende können die Leser eine fundierte Entscheidung treffen, welche Linux‑Distribution am besten zu ihrer Umgebung passt.
2. Überblick über Ubuntu und CentOS
Merkmale von Ubuntu
Ubuntu ist eine Linux‑Distribution, die von Canonical Ltd., einem Unternehmen mit Sitz in Großbritannien, entwickelt und bereitgestellt wird und auf Debian basiert. Sie ist weithin als einsteigerfreundliche Linux‑Distribution bekannt. Im Folgenden die wichtigsten Merkmale von Ubuntu:
- Benutzerfreundliches Design Ubuntu ist so konzipiert, dass Nutzer, die wenig Erfahrung mit Linux haben, es leicht bedienen können. Der gesamte Prozess von der Installation bis zur Konfiguration ist intuitiv und reibungslos. Die Desktop‑Version nutzt die beliebte GNOME‑Umgebung, wodurch der Umstieg von Windows oder macOS relativ nahtlos verläuft.
- Umfangreicher Support und aktive Community Canonical bietet kommerziellen Support für Ubuntu, und die LTS‑Versionen (Long Term Support) liefern langfristige Sicherheitsupdates. Zusätzlich gibt es eine sehr aktive globale Community von Anwendern und Entwicklern, die reichlich Informationen zu Fehlersuche und technischen Fragen bereitstellt.
- Release‑Zyklus Ubuntu stellt zwei Release‑Typen bereit: eine reguläre Version, die alle sechs Monate erscheint, und eine LTS‑Version, die alle zwei Jahre veröffentlicht wird. Die LTS‑Version bietet fünf Jahre Support und ist damit eine beliebte Wahl für Nutzer, die Stabilität priorisieren.
Merkmale von CentOS
CentOS (Community ENTerprise Operating System) ist eine Open‑Source‑Linux‑Distribution, die auf Red Hat Enterprise Linux (RHEL) basiert und vor allem für Unternehmensumgebungen empfohlen wird. Im Folgenden die wichtigsten Merkmale von CentOS:
- Unternehmens‑level Stabilität CentOS verwendet denselben Quellcode wie RHEL und zeichnet sich durch das hohe Maß an Stabilität und Zuverlässigkeit aus, das in Unternehmensumgebungen gefordert wird. Da häufige Updates nicht nötig sind, können Nutzer über lange Zeiträume dieselbe Umgebung beibehalten – ein großer Vorteil für den Unternehmenseinsatz.
- Community‑getriebene Entwicklung CentOS wird oft als die kostenlose Gegenstück zu RHEL betrachtet. Zwar gibt es keinen offiziellen kommerziellen Support, doch profitieren die Nutzer von umfangreicher, community‑basierter Unterstützung. Durch die Kompatibilität zu RHEL können technische Informationen und Dokumentationen, die für RHEL verfügbar sind, effektiv genutzt werden.
- Release‑Zyklus und Support‑Zeitraum CentOS folgt dem Release‑Plan von RHEL, wobei größere Updates alle paar Jahre erscheinen. Da nach dem Release ein langfristiger Support bereitgestellt wird, eignet sich CentOS besonders für Server oder geschäftskritische Systeme, bei denen ein stabiler, langfristiger Betrieb erforderlich ist.
3. Vergleich der wichtigsten Unterschiede
Entwicklungsquellen und Support‑Systeme
- Ubuntu: Kommerzieller Support durch Canonical Ltd. Ubuntu bietet umfassenden kommerziellen Support, der direkt von Canonical bereitgestellt wird, mit fünf Jahren Langzeitunterstützung für LTS‑Versionen. Auch kostenpflichtige Enterprise‑Support‑Optionen sind verfügbar, was Ubuntu zu einer zuverlässigen Wahl für Serverumgebungen und Unternehmensanwendungen macht.
- CentOS: Community‑getrieben mit RHEL‑Kompatibilität CentOS basiert auf dem gleichen Quellcode wie Red Hat Enterprise Linux (RHEL). Obwohl es keinen offiziellen kommerziellen Support gibt, kann es kostenlos verwendet werden, was es zu einer wirtschaftlichen Option für den Aufbau von Systemen macht, die mit RHEL‑basierten Umgebungen kompatibel sind. Benutzer, die technischen Support benötigen, müssen jedoch auf externe Ressourcen oder Ingenieure zurückgreifen.
Package Management Systems
- Ubuntu: APT und DEB‑Pakete Da Ubuntu auf Debian basiert, verwendet es APT (Advanced Package Tool) für die Paketverwaltung und nutzt Pakete im DEB‑Format. APT bietet umfangreiche Repositorys und macht die Installation und Verwaltung von Software unkompliziert. Benutzer können zudem PPAs (Personal Package Archives) nutzen, um leicht die neuesten Pakete oder eigene Software zu installieren.
- CentOS: YUM oder DNF und RPM‑Pakete CentOS übernimmt seine Paketverwaltungsstruktur von RHEL und verwendet YUM (Yellowdog Updater, Modified) oder dessen Nachfolger DNF, zusammen mit Paketen im RPM‑Format. RPM‑Pakete legen Wert auf Stabilität und werden daher häufig in Unternehmensumgebungen eingesetzt. Viele Middleware‑ und Business‑Anwendungen sind im RPM‑Format verfügbar, was die Handhabung in betrieblichen Systemen erleichtert.
Release Cycles and Support Periods
- Ubuntu: Halbjährliche Releases und fünfjährige LTS‑Unterstützung Ubuntu folgt einem sechs‑monatigen Release‑Zyklus und liefert kontinuierlich die neuesten Funktionen und Verbesserungen. Die LTS‑Version (Long Term Support) beinhaltet fünf Jahre garantierten Support, was sie ideal für Nutzer macht, die eine stabile, langfristige Umgebung benötigen.
- CentOS: Auf RHEL basierende Releases und erweiterter Support CentOS folgt dem RHEL‑Release‑Zyklus und bietet alle paar Jahre größere Updates. Da Unternehmensumgebungen in der Regel häufige Versionswechsel vermeiden, ist CentOS gut für langfristige Deployments geeignet. Support‑Perioden können bis zu 10 Jahre betragen, was CentOS besonders attraktiv für mission‑kritische Systeme macht.
Default File Systems
- Ubuntu: ext4 (mit ZFS‑Unterstützung) Ubuntu verwendet ext4 als Standard‑Dateisystem und unterstützt zudem ZFS. ZFS bietet erweiterte Funktionen für Datenintegrität und -schutz, was es für Umgebungen mit großskaligen Daten oder Serverbetrieb gut geeignet macht. ext4 bleibt eine zuverlässige, leistungsstarke Option für sowohl Desktop‑ als auch Server‑Anwendungen.
- CentOS: XFS und ext4 CentOS nutzt XFS als Standard‑Dateisystem, das sich hervorragend für die Verarbeitung großer Datensätze eignet und exzellente Leistung sowie Skalierbarkeit bietet. XFS wird häufig in Unternehmenssystemen eingesetzt, während ext4 als alternative Option je nach Deploy‑Anforderungen verfügbar bleibt.
User Interface
- Ubuntu: Desktop‑ (GUI) und Server‑ (CLI) Editionen verfügbar Ubuntu bietet sowohl Desktop‑ als auch Server‑Editionen. Die Desktop‑Edition enthält eine GNOME‑basierte GUI, die Einsteigern den Einstieg in Linux erleichtert. Die Server‑Edition ist standardmäßig CLI‑basiert, jedoch können Benutzer bei Bedarf optional eine GUI installieren.
- CentOS: Vorwiegend serverorientiert, GUI optional CentOS wird typischerweise in Server‑Umgebungen eingesetzt, und eine GUI ist standardmäßig nicht enthalten. Zwar kann bei Bedarf eine GUI installiert werden, doch ist CentOS für fortgeschrittene bis erfahrene Nutzer konzipiert, die sich in einer CLI‑Umgebung wohlfühlen, wodurch der Ressourcenverbrauch minimal bleibt.

4. Auswahlkriterien nach Anwendungsfall
Desktop‑Nutzung
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Ubuntus Benutzerfreundlichkeit und umfangreiche Anwendungen
Für den Desktop-Einsatz wird Ubuntu besonders empfohlen. Da die grafische Benutzeroberfläche standardmäßig enthalten ist, bietet es ein reibungsloses Erlebnis für Nutzer, die von Windows oder macOS umsteigen. Eine große Auswahl an Anwendungen ist aus den offiziellen Repositorys verfügbar, was die Softwareinstallation einfach macht. Viele kostenlose Programme, Office‑Suites und Multimedia‑Tools werden ebenfalls bereitgestellt, sodass Nutzer alltägliche Aufgaben und Entwicklungsarbeiten ohne Probleme erledigen können. -
CentOS ist nicht ideal für den Desktop‑Einsatz
CentOS ist für Desktop‑Umgebungen nicht gut geeignet. Es ist hauptsächlich für Server‑Deployments konzipiert, und desktop‑orientierte Anwendungen sind begrenzt. Da die grafische Benutzeroberfläche nicht standardmäßig installiert ist, erfordert die Nutzung von CentOS als Desktop‑OS zusätzliche Konfiguration und Softwareinstallation.
Server‑Einsatz
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CentOS für Stabilität und langfristigen Support
Für Server‑Umgebungen glänzt CentOS durch Stabilität und langfristigen Support. CentOS basiert auf dem RHEL‑Quellcode, hat eine starke Erfolgsbilanz in kommerziellen Umgebungen und gilt allgemein als zuverlässig. Da es keine häufigen Updates erfordert, ist es für den langfristigen Betrieb geeignet und reduziert den Wartungsaufwand, was es zu einer bevorzugten Wahl für Unternehmens‑Workloads und Web‑Server macht. -
Ubuntu Server für Flexibilität und umfassenden Support
Ubuntu ist ebenfalls für Server‑Umgebungen geeignet, insbesondere beim Einsatz moderner Technologien oder cloud‑basierter Infrastrukturen. LTS‑Versionen erhalten langfristigen Support von Canonical, wodurch Ubuntu eine stabile Option für Unternehmens‑Deployments darstellt. Ubuntu ist zudem hochkompatibel mit Cloud‑Diensten wie AWS und GCP und wird häufig für containerisierte und virtualisierte Systeme gewählt.
Entwicklungsumgebungen
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Ubuntus aktuelle Pakete und umfangreiche Entwicklungswerkzeuge
Als Entwicklungsumgebung zeichnet sich Ubuntu durch seine Fülle an aktuellen Paketen und Bibliotheken aus. Wichtige Entwicklungswerkzeuge wie Python, Node.js und Docker können direkt aus den offiziellen Repositorys installiert werden, was Ubuntu ideal für Ingenieure macht, die schnelle Entwicklung priorisieren. Mit dem APT‑Paketverwaltungssystem ist die Auflösung von Abhängigkeiten unkompliziert, sodass Ubuntu sowohl für Einsteiger als auch für fortgeschrittene Entwickler geeignet ist. -
CentOS für unternehmensgerechte Entwicklungsumgebungen
Im Gegenzug wird CentOS häufig als Entwicklungsumgebung in Unternehmensumgebungen eingesetzt, besonders dort, wo Stabilität entscheidend ist. Der Fokus von CentOS auf Konsistenz und Zuverlässigkeit macht es geeignet für mission‑kritische Anwendungen und Umgebungen mit groß angelegten Datenbanken. Projekte, die Kompatibilität mit Red‑Hat‑basierten Entwicklungs‑Workflows benötigen, wählen aus diesen Gründen oft CentOS.
5. Fazit
Dieser Artikel untersuchte Ubuntu und CentOS – zwei der am weitesten verbreiteten Linux‑Distributionen – von ihren grundlegenden Merkmalen bis hin zu ihren Unterschieden und den auf Anwendungsfällen basierenden Auswahlkriterien. Jede Distribution verfolgt unterschiedliche Ziele und richtet sich an verschiedene Nutzergruppen, sodass die beste Wahl vom geplanten Einsatzumfeld und den benötigten Funktionen abhängt.
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Ubuntu ist gut geeignet für den Desktop‑Einsatz und moderne Entwicklungsumgebungen. Seine benutzerfreundliche GUI, die umfassende Verfügbarkeit von Anwendungen und das effiziente, APT‑basierte Paketverwaltungssystem haben ihm Popularität bei Entwicklern und Linux‑Anfängern gleichermaßen eingebracht. Zusätzlich sorgt der fünf‑jährige Support‑Zeitraum seiner LTS‑Versionen für Zuverlässigkeit in Unternehmens‑Deployments.
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CentOS glänzt in Server‑Umgebungen, die unternehmensgerechte Stabilität und langfristigen Support verlangen. Die Kompatibilität mit Red Hat Enterprise Linux stärkt seine Glaubwürdigkeit und macht es zur bevorzugten Wahl für Unternehmenssysteme, Web‑Server und ressourcenschonende, CLI‑basierte Operationen.
Zusammenfassend, wenn Sie sich auf Desktop-Nutzung oder hochmoderne Entwicklungsumgebungen konzentrieren, ist Ubuntu die ideale Wahl. Andererseits, wenn Ihre Bedürfnisse sich um Server-Betriebe oder unternehmensklasse Infrastruktur drehen, bietet CentOS unübertroffene Stabilität und langfristigen Wert. Das Verständnis der Stärken jeder Distribution hilft Ihnen, eine optimierte Linux-Umgebung aufzubauen und effiziente, zuverlässige Systembetriebe zu gewährleisten.
